Jahrestagung und LuWi-meets-Alt-LuWi

 

Wie jedes Jahr trafen sich auch in diesem Jahr LuWis und Alt-LuWis zur Jahrestagung mit anschließendem „LuWi-meets-Alt-LuWi-Treffen“ am ersten Adventswochenende.
Bei der Jahrestagung war Pater Mauritius Wilde, der das Amt des Priors in der Primatialabtei Sant’Anselmo in Rom innehat, eingeladen. In seinem Referat ging er der Frage nach wie sich „Menschen leiten und führen“ lassen.

Bereits Generalvikar Theo Paul gab in seiner Predigt einige einleitende Anreize, den Führungsstil in Leitungspositionen christlich zu reflektieren. Der rote Faden wurde von Pater Mauritus Wilde während seines Vortrags aufgenommen. In 11 Kernthesen versuchte er, die Schwierigkeit der Führung deutlich zu machen. Es war hochspannend seinem Vortrag, den er mit brillanter Rhetorik hielt, zuzuhören. Zu Beginn ist allerdings anzumerken, dass seine Thesen auf die Führung und Leitung im Kloster abgestimmt sind. 
Er sprach davon, eine Person mit Leitungsfunktion solle „von hinten führen“. Er verwandte in diesem Zusammenhang das Bild eines Hirten, der die Schafherde von hinten anführe, Ausreißer wieder einsammele und die Herde zur Verhinderung von Gefahren in einigen wenigen Situationen wieder auf den richtigen Weg führe. Zugleich solle eine Leitungsperson jedoch auch in einigen Situation ein Fels sein, nicht wanken. Er bekannte, in der Anfangszeit in seiner Funktion durchaus gewankt zu haben wie ein Baum im Wind, nicht zu wissen, wie er zu reagieren habe.
In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum stellte der Pater noch einmal ganz klar die Unterschiede dar, wie ein Führungsstil in einem Kloster von dem in einem Wirtschaftsunternehmen differiert. Während in einem Kloster alle dasselbe Ziel verfolgten und es keine betriebswirtschaftlichen Verpflichtungen gebe, seien diese betriebswirtschaftlichen Verpflichtungen in einem Wirtschaftsunternehmen existenziell, die eine „Führung von vorne“ erforderten.
Gleichwohl faszinierend und hochinteressant war seine Analyse der Führungspersönlichkeiten in der frühen Kirche, indem er Petrus und Paulus in ihrer Art Menschen zu führen miteinander verglich. Während der eine Marketing betrieben habe, Menschen gefangen habe, habe der andere eher die Dinge erdacht. Er postulierte, beide Führungstypen hätten ihre Daseinsberechtigung und seien wichtig für die Entwicklung der Kirche gewesen.

Pater Mauritius Wilde führte im Rahmen des gemeinsamen Frühstücks mit den LuWis seine Thesen über paulinische und petrinische Führung weiter aus. Die teilweise sehr persönlichen Erfahrungen und Bekenntnisse vom Pater machten und das sympathische Gespräch beim Frühstück ihn rundum authentisch. Durch den Input, den er uns gab, hat er definitiv sein Ziel, zum Nachdenken anzuregen, erreicht.

Der Samstag begann mit der Mitgliederversammlung, die einen Bericht aus Stiftung, Haushalt, Kuratorium und Arbeitskreis umfasste. Anschließend berichtete Elisabeth Fangmeyer über ihre berufliche Tätigkeit als Dezernentin in der Bezirksregierung Münster. Elisabeth beschrieb ihre Tätigkeit in ihrem Dezernat, in dem sie für Fördergelder für Projekte und Geldwäscheprävention zuständig ist. Besonders ihre Ausführungen über Geldwäschepraktiken fanden viele LuWis hochinteressant und wollten Systematiken dahinter erfahren.

Am Nachmittag des Samstags hörten wir einen Vortrag von Sarah Wiegel vom GIGA-Institut in Hamburg über die Gestaltung von Entwicklungszusammenarbeit. Wir arbeiteten nach einem kurzen Impulsvortrag anhand von Zeitungsartikeln die Auswirkungen von Entwicklungszusammenarbeit heraus und diskutierten kontrovers darüber, wie und ob Entwicklungszusammenarbeit geleistet werden solle. Dabei wurden die durchaus sehr verschieden Ansichten darüber in LuWi-Kreisen deutlich.

Am Sonntag haben wir mit Tim Hübner vom Weltladen Osnabrück über fairen Handel als Möglichkeit der Hilfe zur Selbsthilfe gesprochen. Für fair gehandelten Kaffee war die Meinung recht eindeutig und der Ansatz wurde im Großen und Ganzen positiv von den LuWis beurteilt. Kritischer hingegen wurde jedoch gesehen, dass ein Unternehmen in Afrika unterstützt werde, das aus alten Metalldosen Metallzüge, betitelt als „Dschungelzug“, herstellt, die dann in Weltläden zum Verkauf angeboten werden. Dabei wurde kritisch angemerkt, dass ein solches Unternehmen lediglich aufgrund der Güte und des Mitgefühls der Kunden im Weltladen existent und lebensfähig sei. Es wurde postuliert, dass so ein Unternehmen in keinem Falle für den Weltmarkt durch diese Unterstützung befähigt werde.

Neben den formellen Programmpunkten wurden in abendlichen Runden, bei Mahlzeiten und den obligatorischen Kaffeepausen interessante Gespräche zwischen LuWis und Alt-LuWis diverser Generationen geführt und über die Tätigkeiten in den Berufen gesprochen. 
Zusammenfassend lässt sich, dass gerade so eine Veranstaltung LuWis miteinander vernetzt und voneinander profitieren lässt. Ein Dank gilt all jenen, die an diesem Wochenende mitgewirkt haben und es zu dem gemacht haben was es war.

 

(Maximilian Kramer)

 

 Einen Mitschnitt des Vortrags von Pater Mauritius und der Fragen aus dem Publikum erhalten Sie hier