Unter dem Titel „Arbeiten im Emsland – gestern, heute, morgen“ hat der 6. Politische Stammtisch in gemütlicher Atmosphäre im alten Heuerhaus des LWH stattgefunden. Als Gesprächspartnerin war Mechtild Weßling vom Wirtschaftsverband Emsland e. V. zu Gast. Der Wirtschaftsverband vertritt mit rund 420 Unternehmen und den damit mehr als 46.000 Beschäftigten die Interessen der emsländischen Wirtschaft.
„Die Zukunft, die wir gestalten wollen, geht nur aus der Historie heraus“, konstatierte Frau Weßling in ihren Ausführungen. Vielen Menschen sei die enorme Entwicklung, die das Emsland vollzogen hat, kaum noch bewusst. Jahrelang galt das Emsland als das „Armenhaus Deutschlands“ und sie selbst habe als Kind ein stückweit diese Armut auf einem Hof in Mundersum erlebt. Erst der aus dem Marshallplan finanzierte und am 05.05.1950 verabschiedete Emslandplan brachte den Umschwung. Bis dato gab es beispielsweise keine Wasserversorgung in Meppen und 1951/52 besaß auch nur jede zweite Familie ein Radio. Die Menschen reisten aus, weil sie im Emsland keine Perspektive hatten und selbst in der Landwirtschaft keine Arbeit fanden. Mithilfe des Emslandplans wurde der Wandel eingeläutet, der sich allerdings noch weitere 40 Jahre vollzog. Aus den damals überwiegend landwirtschaftlichen Betrieben erwuchsen Bedarfe, die bei vielen Betrieben heute noch ihren Ursprung haben. „Das ‚Wir gewinnt‘ ist die Maxime für das tägliche Miteinander“, stellt Frau Weßling fest. Dies sei damals wie heute eine Besonderheit in der Entwicklung des Emslandes.
Heutzutage könne von der anfänglichen Armut und dem Mangel an Arbeit aber nicht mehr die Rede sein. In der Region spreche man mittlerweile nicht mehr von Fachkräftemangel, sondern von Arbeitskräftebedarf. So waren zum 01.08.2019 2000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Dabei seien die Region und insbesondere die Arbeitgeber durchaus attraktiv, indem sie international aufgestellt seien, gut bezahlen und Zukunftsperspektiven böten. Die Region verschließe sich auch nicht vor Innovation, indem derzeit beispielsweise verstärkt Start-Ups unterstützt und Co-Working-Spaces eingerichtet werden, die gezielt mit Unternehmen zusammenarbeiten.
Der Wirtschaftsverband versuche sich den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen zu stellen und insbesondere die duale Ausbildung zu stärken, die für viele nicht mehr in Frage kommt. Neben Schulbesuchen in der 11. Klasse, Jobmessen, Vorträgen, etc. würden vor allem Elternabende angeboten werden, da Eltern bei der Berufsfindung die wichtigste und zudem eine lenkende Rolle haben.
Darüber hinaus stellte Frau Weßling ein weiteres konkretes Projekt vor, indem es darum geht Auszubildende der mennonitischen deutschen Minderheit aus Paraguay zu gewinnen. Seit diesem Jahr gibt es 6 Auszubildende und für das kommende Jahr würden weitere 15 – 20 Personen kommen. Diese würden intensiv begleitet und in ihrer Ausbildung unterstützt.
Neben den Ausführungen von Frau Weßling hatten die Teilnehmenden ausreichend Raum ihre Fragen und Anregungen vor ihren beruflichen Hintergrund und persönlichen Erfahrungen zu diskutieren.