3. Politischer Stammtisch

Der politische Stammtisch des Ludwig-Windthorst-Hauses und der Ludwig-Windthorst-Stiftung ging am 26.09. in die dritte Runde. Am Kamin des alten Heuerhauses fanden sich 18 politische Interessierte ein, die gemeinsam zum Thema „Wann gibt es wieder Zinsen – der Euro und die umstrittene Geldpolitik der EZB“ diskutierten.
Als Gesprächspartner an diesem Abend konnte Christian Siedenbiedel, Mitglied der Finanzredaktion der F.A.Z., gewonnen werden. Siedenbiedel ist dem Haus und der Stiftung eng verbunden, da er vor dreißig Jahren seinen Zivildienst dort ableisten durfte und im Zuge dessen auch Stipendiat der Ludwig-Windthorst-Stiftung wurde. „Eigentlich kennt man jeden Stein, aber hier hat sich doch einiges getan“, stellt er erstaunt fest. Nur das alte Heuerhaus sehe aus wie damals.
In seinem Impulsvortrag legte er die Geldpolitik der EZB und die Gründe für die niedrigen Zinsen dar. Derzeit sei die starke Inflation ein enormes Problem, da der Werteverlust höher sei als die Kaufkraft und die Rendite im Durchschnitt immer negativ. Dieses mache sich insbesondere bei der Altersvorsorge bemerkbar, die auf Renditen angewiesen sei.
Es empfehle sich momentan in Immobilien und in Aktien zu investieren, doch seien Letztere in Deutschland weitestgehend unbeliebt. Aktien seien nur in einer breiten Streuung und langfristig angelegt lohnenswert. Allerdings sei das größte Problem, dass diese Art der Investitionen ein Grundkapital voraussetzt, welches längst nicht immer gegeben ist.
Christian Siedenbiedel entkräftete, dass die alleinige Schuld für die derzeitige Lage beim amtierenden  Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi liege. Der Italiener werde immer vorgeschoben. Laut Stand der Wissenschaft habe der Niedrigzins mehrere Ursachen, was sich unter anderem daran zeigt, dass es sich um ein weltweites Phänomen auch außerhalb der Eurozone handelt. Draghi habe schon mehrfach ein Umschwenken angedeutet und Siedenbiedel halte in den kommenden Jahren auch einen langsamen Anstieg der Zinsen, ähnlich wie in den USA, für denkbar.

Insgesamt herrschte eine gute Gesprächskultur, in der im Sinne eines Stammtisches jede/r zu Wort kommen konnte, sodass im Anschluss auch über Themen außerhalb der Finanzwelt diskutiert werden durfte.

Der nächste Termin ist am 12.02.2019