Windthorst neu denken

Mit dem frisch gewählten Jahresthema „Aktuelle Fragen des politischen Katholizismus“ kam der Arbeitskreis der Ludwig-Windthorst-Stiftung vom 10. bis 12. Juli zusammen und befasste sich mit verschiedenen Facetten einer Thematik, die einen hohen Bezug zum Namensgeber der Stiftung in sich trägt. Ludwig Windthorst, der in seinem Leben und politischen Wirken von seinem Glauben geleitet war, prägte maßgeblich den heutigen Begriff des politischen Katholizismus, der in der Gründung der Zentrumspartei im Jahr 1870 Ausdruck fand.

Anreise wurde engagiert über das Jahresthema diskutiert, da es gewiss einige streitbare Themen berührt. Zudem wurde es im Angesicht der Corona-Pandemie und in einer der ersten Präsenzveranstaltungen der Stiftung und des Hauses gewählt. Am Freitagabend folgte ein Kaminabend mit Dr. Hermann Kues, Parlamentarischer Staatssekretär a. D. und Vorsitzender der Ludwig-Windthorst-Stiftung. Er stellte den katholischen Glauben als strukturierendes Element sowohl für gesellschaftliches Engagement, politische Laufbahn als auch für das persönliche Leben heraus. Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass dies heute aber eher als christlicher Werterahmen in einer zunehmend pluralen Umgebung zu verstehen sei. Der Kaminabend bot daneben Raum für persönliche Gedanken zum politischen Katholizismus und angenehme Gespräche.

Am Samstag gestaltete der Theologe, Historiker und Musikwissenschaftler Markus Zimmer (Universität Osnabrück; Zürich) ein Seminar, das sehr anschaulich die politischen Aspekte von frühem Christentum bis in die Gegenwart besprach und hierbei die vielen Facetten von Gemeinde bis Kurie und Weltkirche sowie von Familie bis Staat aufzeigte als Gegenstände des politischen Katholizismus. In einer engagierten Gruppe diskutierten die Mitglieder des Arbeitskreises Fragen wie die Öffnung der Kirchensteuer für weitere Glaubensgruppen und ihre grundsätzliche Berechtigung. Hier wurde durch spannende Quellenarbeit auch deutlich, dass Windthorst keineswegs der politische Arm des Heiligen Stuhls war, sondern individueller Glaube und Überzeugung sein Wirken und Leben als Kompass leiteten. Die LuWis danken Dr. Kues und Herrn Zimmer für viele Impulse zum Jahresthema „Aktuelle Fragen des politischen Katholizismus“ und blicken mit Spannung auf die kommenden Veranstaltungen, unter anderem ein Studientag in Berlin im September.

 

(Florian Eckart)